Rund ein Jahr nach Bekanntwerden des Skandals um minderwertige Brustimplantate der Hersteller Poly Implant Prothèse (PIP) und Rofill beginnt eine neue Diskussion um die durch gerissene oder geplatzte Gelkissen drohenden Gesundheitsgefahren: Die britische Aufsichtsbehörde MHRA rät betroffenen Frauen nämlich neuerdings nicht mehr grundsätzlich zur vorbeugenden Entfernung der Implantate. Angeblich sei das verwendete Industriesilikon weder giftig noch krebserregend. Der Einfluss auf die Muttermilch und Säuglinge werde noch geprüft.
Ich kann vor einer solchen Verharmlosung nur warnen! Ich habe nie die PIP-Implantate oder Rofill benutzt, aber viele betroffene Frauen operiert und dabei erschreckende Befunde erlebt. Meistens waren die Implantate undicht, und es trat eine gelblich-milchige Flüssigkeit aus. So etwas habe ich vorher in mehr als 17 Jahren Plastische Chirurgie nicht gesehen. Lesen Sie auch hier.
Hinter der neuen Stellungnahme der MHRA könnten wirtschaftliche Gründe stecken – ich befürchte, dass hier auf Kosten der betroffenen Frauen im Gesundheitswesen gespart werden soll. Entgegen den Angaben aus Großbritannien enthält das in PIP-Implantaten verwendete Billig-Silikon krebserregende Stoffe (z.B. Additive, wie sie in Benzin enthalten sind, und krebserregende sogenannte Silikate in 10000-facher Konzentration über den erlaubten Werten. Das hat eine von mir selbt in Auftrag gegebene Überprüfung in einem Speziallabor ergeben.
Trotzdem gibt es für Betroffene aber keinen Grund zur Panik. Das sind keine akuten Notfälle, aber grundsätzlich sollte ein Austausch dieser PIP-Implantate durch einen erfahrenen Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie so schnell wie möglich erfolgen. Dabei besteht auch die Chance, das ästhetische Ergebnis deutlich zu verbessern, da bei PIP- und Rofill-Implantaten die Modell-Formen deutlich eingeschränkt waren. Moderne Qualitätsimplantate z.B. von Cereform haben nicht nur mehr Sicherheits-Hüllen als die bekannten Allergan Implantate, sondern sind für die individuellen unterschiedlichsten Anforderungen maßgeschneidert bei Bedarf verfügbar.
Insgesamt macht schon der Verlauf des Skandals misstrauisch: In der Fachwelt war das Problem seit 2009 bekannt. Aber statt von den Chirurgen oder Kliniken, die das minderwertige Material verwendet haben, erfuhren die Patientinnen erst im Dezember 2011 aus der Presse davon. In der Essener Uniklinik waren über 500 Frauen betroffen. Ich kann nur davor warnen, auch in Deutschland das Problem ähnlich zu verharmlosen, wie es jetzt in Großbritannien geschieht.
Eine Verharmlosung wäre der schlimmste Fehler überhaupt. Viel wichtiger fände ich es, wenn durch diesen ja noch immer präsenten Skandal mal ein Wandel in den Köpfen der Menschen stattfinden würde.
Schönheitsoperationen und Discounter-Preise vertragen sich nicht!